Das Ego(n) oder lasst die Waffen fallen
Kennst du Egon? Natürlich hast du schon etwas von Egon gehört, diesem kleinen Biest in dir, das du unbedingt zerstören musst. Wir geben dem Ego hier freundlicherweise einen Namen, damit es endlich mal wieder etwas Aufmerksamkeit erhält.

Egon ist so etwas, wie das schwarze Schaf in der Familie, bzw. so etwas wie der Judas für die Welt. Übrigens wäre das Thema Judas auch so eine Sache, worüber ich gerne etwas sagen würde. Der arme Kerl, der seit 2000 Jahren für den größten Liebesdienst der Menschheit gehasst und verachtet wird. Und das nur, weil wir alle diesen Teil in uns selbst tragen und verleugnen.

Aber gut: Heute begnügen wir uns erst einmal nur mit dem Egon, wobei sich sein Ansehen mit dem von Judas kaum unterscheidet: Auch der kleine Egon wird gehasst und verachtet.

Ganze Religionen sind darauf aufgebaut diesen armen Kerl in sich zu finden und zu zerstören.
In der Eso-Szene ist das nicht anders. Da ist jemand “in seinem Ego”, da muss man “das Ego zum schweigen bringen” und sowieso ist das Ego “das größte Hindernis zu Gott”.
Wow, dieser Kerl hat wirklich die A-Karte gezogen.

Wie konnte das nur mit dem armen Egon geschehen?

Gerade in diesem Augenblick habe ich ein Bild vom kleinen Egon vor meinen Augen und es erfüllt mein Herz mit Trauer, wenn ich ihn sehe… Auch ich bin nicht wirklich immer nett mit ihm gewesen.

Also, was ist das Ego überhaupt und wieso hat Egon solch einen schlechten Ruf?

Etliche Weisheitslehrer stehen auf ihren Bühnen und verkünden, dass das Ego überwunden werden muss, damit man zur Erleuchtung finden kann. Als ich 2004 in Indien in einem Ashram war, besuchte ich einen Tempel.

Vor dem Eingang des mystischen,aber ganz und gar nicht pompösen Tempels, wurde mir eine Kokosnuss gegeben, die ich auf dem Stein vor dem Tempel zerschlagen sollte. Auf die Frage, wieso ich die Kokosnuss zerschlagen, statt essen sollte, antwortete man mir, dass sie das Ego repräsentiere.

Ich sag es doch: Armer Egon. Armes Ego

Wenn man sich einmal umhört, dann bekommt man verschiedenste Antworten, was dieses Ego sein könnte. Die häufigste Antwort ist der Verstand oder das innere Kind.

Doch wieso sollten wir den Verstand zerstören wollen, wenn er doch ein so wunderbares Werkzeug ist. Was würden wir Menschen machen, wenn wir ohne Verstand herumlaufen würden. Wären wir dann nicht alle irgendwie Zombies?

Und wieso sollten wir so etwas wie ein inneres Kind zerstören wollen, wenn es doch dieses Kind in uns, diese Reinheit in uns ist, die uns daran erinnert, dass wir Gotteskinder sind?
Lasst uns alle für einen Moment diesen Egon in uns umarmen und ihm ein Wort des Trostes schenken.

Als wir uns bewusst von der Quelle entfernten und uns für ein Leben hier auf Erden entschieden, waren wir SELBST. Unser Plan war dieses Selbst auf Erden zu erkennen, Gottesverwirklichung zu erfahren und dafür brauchten wir ein Gefährten. Wir brauchten einen Anzug, der sich wie ein Schleier, wie eine scheinbare Begrenzung um uns legte. Wir brauchten etwas, was unsere Wahrnehmung sprichwörtlich verdrehte, wir brauchten Augen, die die Dualität erkennen könnten. Wie sollten wir all das mit unserem Selbst bewerkstelligen?

So erschufen wir unseren Freund Egon.

Einen Freund, der uns all diese Erfahrungen ermöglichte.

Ohne Egon, kein Menschsein. Und ohne Egon, keine Gottesverwirklichung, Selbst-Verwirklichung.

Wie hätten wir all diese Erfahrungen machen können, wenn wir uns selbst als höchstes Reines erkannt hätten?

Lasst uns ein Loblied auf Egon singen, lasst uns die Waffen niederlegen, denn ein Kampf gegen Egon, kann nicht gewonnen werden.

Ein Kampf gegen Egon verhindert die Gottesverwirklichung, denn Egon selbst ist es, der uns Gott erkennen lässt. Er macht es uns erst möglich zu erkennen, dass da etwas in uns ist, was das Selbst ist. Egon macht es möglich, dass wir hinter die Dualität blicken und erkennen, das jedes Urteil uns vom Göttlichen trennt.

Ein jeder von uns hatte schon einmal Freunde, Weggefährten, die nach vielen Jahren oder Jahrzehnten von uns gingen. Ich meine jetzt nicht durch den Tod, denn Egon sollte nicht getötet werden. Nein, ich meine, dass sich Wege einfach trennten, das enge Zusammensein sich veränderte, eine Freundschaft sich wandelte.

Ich sehe es auch so, dass sich eines Tages die Freundschaft zwischen Egon und mir verändern wird.

Ja, verändern muss. Denn irgendwann hat Egon seine Arbeit erledigt und ich bin im vollkommenen Gottesgewahrsein, in der Gottesverwirklichung, im SELBST angekommen.

Egon ist wie ein Anzug, den wir alle Jahre lang tragen und schließlich wird dieser Anzug so eng, dass wir deutlich spüren, wie etwas Inneres gegen diesen Anzug drückt.

Wir spüren, dass unter diesem Anzug noch etwas “anderes” ist und das dieses “Andere”, unser wahres Ich darstellt.

Und dann ziehen wir den Anzug aus, dankbar, voller Freude und legen ihn in den Schrank zurück.

Doch wie sehr ich auch versuche mich selbst zu verwirklichen und selbst zu entdecken, es gelingt mir nicht.

Meine Wahrheit ist folgende: Erst, wenn es uns zu eng wird, können wir die Verwirklichung erfahren, unser Selbst erfahren.

Doch damit es uns zu eng wird, brauchen wir diesen Anzug, diesen unseren Freund Egon.

Danke für deine Zeit!

Alles Liebe

Georg
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