Worauf man beim Kauf von Räucherstoffen achten sollte
Seit einigen Wochen werde ich von Firmen aus der ganzen Welt kontaktiert, die Rohstoffe, Räucherstoffe und vor allem Weihrauch exportieren. Gleichzeitig bekomme ich Emails, warum mein weißer Salbei ständig ausverkauft ist. Ich denke, es ist Zeit mal einen kleinen Ausflug in die Natur und Rohstoffe zu machen und Aufklärung zu betreiben:

„We have best frankincense, 4USD Kg. Wait for your order”, solche Emails kommen in der letzten Zeit öfter, wenn auch normalerweise nicht so günstig, wie bei der gestrigen Email.

Wenn ich dann nachfrage, welchen Weihrauch die Firma mir anbieten möchte und ob sie mir ein Foto zeigen können, dann erhalte ich jede Menge Fehlinformationen.

In diesem Fall wird mir Boswellia Sacra angeboten (was unmöglich ist, denn der Weihrauch aus dem Oman gehört zu den teuersten Weihrauchsorten), auf dem Bild aber ist Weihrauch aus Äthiopien zu sehen, in einer minderwertigen Qualität.

Dann laufe ich über einen Weihnachtsmarkt oder gehe in ein Räuchergeschäft. Da sehe ich Kunden Räucherstoffe kaufen, deren Oxidation deutlich erkennbar ist. Der Duft selbst ist für meine feine Nase kaum noch wahrnehmbar ist. Nicht nur, dass Exporteure und Händler nicht mehr auf Qualität achten, es ist noch trauriger:

Auch der Käufer scheint überhaupt nicht zu wissen, was er da kaufen will.

In den letzten Jahrzehnten ist der Baum- und Pflanzenbestand von vielen wunderbaren Räucherrohstoffen in den Keller gesunken. Wieso? Weil kaum mehr jemand auf den natürlichen Zyklus von Mutter Erde achtet und viele Käufer und Händler alles schnell und billig haben wollen. Alles muss schnell und billig verfügbar sein, das ganze Jahr am Besten. Ob es der wunderbare Sandelholzbaum ist oder auch die Weihrauchbäume:

Die Bäume brauchen ihre natürliche Zeit zu wachsen und zu reifen. Aber durch die starke Nachfrage aus allen Ländern achten die Ernter nicht mehr auf den natürlich Rhythmus und grasen/holzen alles ab, was man irgendwie zu Geld verwandeln kann. Ein Sandelholzbaum braucht mindestens 10 Jahre, bis er die Wirkung und den Duft enthält, den wir als Räucherliebhaber so schätzen. Doch in den letzten Jahrzehnten wurden so viele Sandelholzbäume vor ihrer Reifung gefällt.

Das Resultat: Die Ausfuhr von Sandelholz ist stark beschränkt und ein Kilo kostet schon mal 400-500 Euro. Sandelholz kommt nun fast immer aus Australien oder Indonesien, das Sandelholz aus Indien ist nicht mehr erhältlich.

Auch mein geliebter Weihrauch wird mit jedem Jahr seltener.

Manche Experten meinen, dass es in 10 bis 20 Jahren keinen Weihrauch mehr geben wird. Das glaube ich nicht, da es Gott sei Dank mittlerweile viele Firmen gibt, die sich darum kümmern, dass diese heiligen Bäume auch wieder gepflanzt und gepflegt werden.

Aber dennoch verstehe ich diese Befürchtung: Ein großes Problem beim Weihrauch ist die Überernte. Es wird im buchstäblichen Sinne einfach alles aus dem Weihrauchbaum herausgeholt. Nach dem ersten Schnitt an der Rinde tritt ein minderwertiges Harz heraus, (Harz=das Sekret, dass die Wunde schließen soll), doch auch dieses minderwertige Harz wird auf den Markt verkauft und dann schneidet man nochmal auf die gleiche Wunde, und nochmal und nochmal und hört gar nicht mehr auf, bis der Baum „leer“ ist.

Wie gesagt, es wird alles genutzt, was man zu Geld machen kann. Und statt dem Baum die Möglichkeit zu geben, sich “zu erholen”, wird einfach mehrmals im Jahr geerntet. Und wenn dann halt nichts mehr da ist, wird halt ein anderes Harz verkauft und als „echt“ deklariert.

Das mit dem Salbei ist auch so ein Thema, ich bekomme fast täglich Anfragen, wann mein weißer Salbei wieder lieferbar ist.

Ich importiere von einer Indianerin weißen Salbei, es ist die beste Qualität, die man bekommen kann. Ich bekomme aber nur wenig von dem weißen Salbei. Das liegt einfach daran, dass es nicht beides geben kann: Qualität und Marktsättigung. Ich bekomme vielleicht 5-10 Kilo alle 1-3 Monate. Diese sind in 2 Tagen ausverkauft bzw. für meine Räuchermischung verwendet. Ich habe von circa 20 anderen Quellen weißen Salbei gekauft. Doch keine Qualität genügt bisher meinen Ansprüchen und meinem Verständnis von Respekt für die Pflanzenwelt.

Weißen Salbei kann man auf viele verschiedene Arten ernten ( wie auch andere Räucherstoffe) 90% der Ernter machen es so, wie es nicht sein sollte:


Billigarbeiter aus Mexiko werden mit Bussen zu den Feldern gefahren, erhalten dann einen lächerlichen Arbeitslohn und ernten, was das Zeug hält. Statt nur die obersten Cluster zu nehmen, damit die Pflanze in ihrer Kraft bleibt, wird alles abgeschnitten, was man abschneiden kann. Dann wird der Salbei in die Sonne gelegt, wo er dann trocknen darf. Jede Pflanze hat Ruhezyklen, so wie wir Menschen. Es gibt Zeiten, da stehen die Pflanzen in ihrer Kraft und es gibt Zeiten, da „zieht sich die Pflanze“ zurück. Gerade jetzt Oktober bis Dezember ist so eine Zeit, in der man viele Pflanzen ruhen lassen und nicht ernten sollte! Aber darauf achtet kaum jemand mehr.

Diese Szenario mit den Billigarbeitern aus Mexiko trifft übrigens nicht nur auf den weißen Salbei zu, nein, es ist überall in der Welt so und betrifft viele Räucherstoffe.

Und wenn die Pflanze dann erstmal aus ihrer natürlichen Umgebung „herausgerissen“ oder abgeholzt wird, zum falschen Zeitpunkt und natürlich ohne irgendwelchen Respekt vor der Pflanze, schlecht verarbeitet wurde, ja, dann wird es weiter verarbeitet und abgepackt und landet dann bei den Großhändlern und Händlern. Auch hier: Alles muss billig sein.

Da der Käufer billig will, muss der Händler billig einkaufen, das ist ein Teufelskreislauf. Und so landen oft minderwertige Rohstoffe und Räucherstoffe in den Läden und…. warten auf ihren Käufer.

Und warten…

und warten.

Manchmal monatelang, manchmal jahrelang. Und dann kommt jemand hereingeschneit, hat gehört, dass Drachenblut super für eine Hausreinigung geeignet wäre (??? Gerüchte gibt es) und kauft dann eine Tüte mit 7 Jahre altem Drachenblut und weiß nicht, wie Mensch und Natur unter diesem Kauf leiden mussten.

Das muss irgendwie unterbrochen werden!

Und dafür braucht es bewusste Kunden und „Endverbraucher“. Schaut euch um, schaut euch diese wunderbare Erde und ihre Pflanzenvielfalt ganz bewusst an. Betrachtet den Zyklus und den Atem der Natur. Wenn ihr Rohstoffe zum Räuchern kauft, dann seid ganz direkt und fragt den Verkäufer nach dem Alter, fragt nach dem Ursprung! Wenn ihr Lavendeltee aus medzinischen Gründen kauft, z.B. als Beruhigungstee und nach einem Jahr noch einen Beutel entdeckt, glaubt ihr, dass dieser noch seine Kraft hat, wenn ihr ihn aufbrüht? Wahrscheinlich nicht.

Bei den Räucherstoffen ist das nicht anders. Natürlich, es gibt Pflanzen, die nur einmal im Jahr geerntet werden können und es gibt auch Harze, zum Beispiel, bei denen das Alter gar nicht so eine große Rolle spielt. Manche Rohstoffe reifen, wie ein guter Wein, mit dem Alter.

Aber wenn ihr Pflanzenstoffe, wie Blüten, Rinde, Wurzel oder Blätter kauft, dann fragt, wie alt die Räucherstoffe sind. Betrachtet euch die Rohstoffe, welche Farbe haben sie, wie duften sie?

All das zeigt, wie frisch eine Pflanze wirklich ist!

Und das kann man auch als Laie erkennen. Wenn nicht, dann sollte der Händler so ehrlich sein und euch eine Antwort geben. Oft erkennt man Alter auch an der Verpackung, denn egal ob Papier oder Plastik, nach der Zeit verliert alles seine Festigkeit und Form!

Achtet beim Kauf der Räucherstoffe darauf, ob diese wild gesammelt wurden oder nicht. Auch hier ist natürlich nicht alles Gold, was glänzt, aber es kann einen Anhaltspunkt geben. Informiert euch über die Hersteller, informiert euch über die Händler. Schaut euch Bilder von den Firmen an, wenn es welche zu sehen gibt. Wie geht der Händler mit dem Rohstoff um?

Und vor allem: Achtet auf den Preis! Wenn etwas zu billig (und ich nutze das Wort bewusst) verkauft wird, dann leidet oft jemand in dem Zyklus von Ernten bis zum Räuchern. Auch hier: Es gibt Händler, die sich die Mühe machen direkt zu importieren und so einen günstigen Preis abgeben können, ohne der Natur zu schaden. Aber normalerweise deklarieren das die Händler auch.

Gott hat uns so viele Pflanzen geben, für jedes Leid mindestens Eine.

Wir können die heilsamen Kräfte von Mutter Natur nutzen, wir sollten es auch. Ganz egal, ob bei Nahrungsmitteln, bei der Medizin oder beim Räuchern. Doch wenn wir diese Pflanzen für unser Wohlbefinden nutzen, dann tragen wir auch Verantwortung!

Das musste einfach mal gesagt werden! Mein Herz blutet manchmal, wenn ich sehe, wie viele Menschen mit den heiligen Pflanzen dieser Erde umgehen.

Euer Georg
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