Ein Phänomen, das viele von euch kennen und manche von euch verfluchen ist die Empathie. In meinen Webinaren werde ich oft gefragt wie ich mit meiner Empathie umgehe. Die Geschichte dahinter kann für dich interessant sein, denn meine Empathie war jahrelang ein großes Problem…. Bis ich gelernt habe sie zu akzeptieren, die Akzeptanz war der Schlüssel für mich.
Aber was ist Empathie überhaupt?
Am 13.2. war meine Schwester bei mir, das ist nicht unüblich, denn sie arbeitet mit mir zusammen. An diesem Tag jedoch war sie auch bei mir, da ein Termin beim Zahnarzt auf sie wartete. Schon morgens beim Aufstehen ging es mir irgendwie nicht gut, ich hatte, was sehr unüblich ist, Magenschmerzen. Mein Magen ist sehr robust und so wunderte ich mich sehr, über diese Übelkeit und diesen Druck im Magen. Gleichzeitig war mein Puls relativ hoch und ich verspürte eine große Unruhe in mir.
Für einen Moment dachte ich, ich wäre irgendwie krank geworden, hätte etwas „schlechtes“ gegessen. Doch als wir uns fertig machten (ich begleitete meine Schwester zum Zahnarzt), wurde mir schlagartig klar, was mit mir los war:
Nicht ich war es, der aufgeregt, nervös und einen unruhigen Magen hatte. Meine Schwester war es und ich fühlte ihre Unruhe so deutlich, dass sie zu meiner Unruhe wurde. Sehr oft werde ich von Menschen gefragt, wie man sich gegen diese Art von Erfahrungen abschotten kann, wie man sich schützen kann, wie man diese „Gabe“ ausschalten kann. Für viele Menschen ist die Empathie ein Fluch, eine Sensibilität, die einem das Leben schwer macht. Meine Antwort ist immer: Die Empathie ist ein Segen. Wenn ich gefragt werde, wie man lernen kann die Energien zu unterscheiden, wie man lernt mit dieser Sensibilität umzugehen, dann erzähle ich meine Geschichte.
Und diese Geschichte möchte ich mit dir teilen.
Schon seit Geburt war bei mir eine starke Wahrnehmung im Fühlen vorhanden und mit der Zeit wurde dieses Fühlen von Energien immer stärker.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass für mich diese „Gabe der Empathie“ anfangs auch ein „Fluch“ war.
Sobald ich in Berührung mit der Aura eines anderen Menschen kam, spürte ich dessen Energie. Besonders bewusst wurde mir das allerdings, wenn es sich um Gefühle, intensive Gefühle wie z.B. Trauer und Wut handelte. Ich konnte mir damals diese Art von Empathie nicht erklären, doch es geschah täglich. Ob ich mit dem Zug fuhr, neben jemand in der Schule saß oder unter Menschen war. Ich nahm die Energie der Person irgendwie auf mich, spürte sie in mir und begann dann nach einer Weile zu würgen.
Recht schnell merkte ich, dass die Energie durch Würgen wieder meinen Körper verlassen möchte. Ich würgte, so, wie wenn dir übel ist und du das Gefühl hast, zu erbrechen. Nur, es war nicht so stark körperlich und dieses „Würgen“ führte niemals zum Erbrechen. Es war eher ein energetisches Würgen, wenn es sich auch körperlich ausdrückte. Für mich war das in meiner Jugend sehr schwer zu akzeptieren, denn es veränderte mein Leben sehr. Ich war so überfordert mit dieser Fähigkeit zu fühlen, dass ich eine lange Zeit mein Zuhause nicht mehr verlassen wollte. Meine Freunde hatten es besonders schwer, denn Menschenansammlungen mied ich sehr schnell. Ich war ein großer Langweiler geworden, der nicht raus oder unter Leute ging.
Natürlich versuchte ich mit spirituellen Techniken mich vor den Energien anderer zu schützen.
In Foren, im Internet und auch von spirituellen Menschen erhielt ich immer Ratschläge, wie ich mich schützen könne. Ich habe nie wirklich auf die Meinung anderer gehört und wollte immer alles selbst ausprobieren, aber ich habe so manche Ratschläge dennoch befolgt. Es war mir wichtig, mit den Energien umzugehen. Auch zog ich ernsthaft in Erwägung, ob ich nicht in Resonanz mit dem Leid anderer gehe. Schließlich hatte ich selbst sehr viel Leid in meiner Kindheit erfahren. Vielleicht schien ich, für das Leid der Anderen besonders empfindlich zu sein? Doch all das Schützen und Denken brachte bei mir nichts. Egal ob Erzengel Michael, ob Lichtsäule, ob eine Kugel, um mich herum, ob ein Gebet, die Empathie blieb und ich litt darunter. Irgendwann flehte ich, weinte ich, verfluchte ich das Fühlen und es hörte auf.
Für wenige Jahre war ich von dem Fluch befreit, der Sinn war „abgeschaltet“.
Dann gab es ein Erlebnis, was mich verstehen ließ, dass diese Fähigkeit zu fühlen, diese Empathie und Sensibilität kein Fluch ist. Ich weiß nicht mehr genau, wie alt ich war, es war irgendwann zwischen dem 19. und 22. Lebensjahr. Mein bester Freund war mit seiner Freundin bei mir und ich versuchte dem Paar zu helfen, ihre Beziehung auf ein anderes Level zu bringen. Sie hatten starke Probleme miteinander und konnten überhaupt nicht miteinander reden oder auch nur erahnen, was der Partner braucht.
Da mein Freund wusste, mit was ich mich beschäftigte und er auch keine Lösung mehr für seine Beziehung hatte, probiertes wir ein Gespräch zu dritt aus.
Die Beiden saßen also bei mir im Wohnzimmer und ich konnte trotz aller Anstrengung und Anwenden des Wissens keine Einigung hervorrufen. Ich rief mein ganzes „Wissen“ ab und versuchte irgendwie eine Schlichtung herbeizuführen, doch natürlich fehlte mir die Erfahrung dazu. In dem Moment begann ich leise zu weinen. Die Beiden waren viel zu sehr mit Streiten beschäftigt und bemerkten es nicht. Ich weinte nicht, weil ich litt, sondern weil mir plötzlich bewusst wurde, welch ein Vorteil die Empathie doch hat. Wie gerne hätte ich in diesem Moment dank der Empathie fühlen können, was die Beiden im Herzen mit sich tragen. Das was ich brauchte, was die Beiden brauchten, war kein Schulwissen oder die gute Absicht von mir zu helfen, nein, was sie brauchten war jemand, der fähig war zu fühlen.
In diesem Moment hatte ich mir gewünscht wieder fühlen zu können.
Es war nicht nur einfach ein Wunsch, es war ein tiefer Wunsch, eine Sehnsucht aus meinem Herzen. Wie in einer Sekunde spielten sich Szenen in mir ab, ich weinte innerlich und auch ein wenig äußerlich und in mir geschah das bekannte „Klick“, eine Verwandlung. Ich begann in diesen wenigen Sekunden aus meinem Herzen meine alte Gabe anzunehmen und bat um „Reaktivierung“ des Fühlens, die „Reaktivierung“ der Empathie. Meine Bitte wurde abermals erhört und augenblicklich war die Fähigkeit des Fühlens wieder da, so als ob sie nie weg gewesen wäre. Ich kann mich an dieses Erlebnis noch sehr deutlich erinnern. Ich schaute die Partnerin meines besten Freundes an und konnte das Gefühl in ihr deutlich wahrnehmen.
Ab diesem Tag habe ich übrigens die Energien nicht mehr herausgewürgt. Auch das hörte schlagartig auf. Die Fähigkeit entwickelte sich immer weiter und als ich mich nach fast 6 Jahren endlich traute auch Klienten zu empfangen und Seminare zu geben, entwickelte sich eine spezielle „Fähigkeit“:
Wenn ich im Feld eines Menschen bin und dieser Mensch unterdrückte Gefühle in sich trägt (die sich oft als Krankheiten zeigen), dann nehme ich diese Gefühle in mich auf und der Mensch kann seelische Heilung erfahren. Ich habe durch diese „Fähigkeit“, die für mich früher ein Fluch war, etlichen Menschen helfen können, manchmal geschahen die unglaublichsten Dinge, wenn ich den Schmerz, die Gefühle der Menschen auf mich nahm. Für manch einen scheint dies sicherlich etwas merkwürdig oder gar masochistisch. Und ich verstehe diesen Gedanken, es ging mir lange Zeit genauso.
Doch wenn ich jetzt Gefühle von Menschen übernehme, dann geschieht auch Heilung, vielleicht nicht immer körperlich, sondern auch auf Seelenebene. Ich habe lange damit gehadert, denn ich spüre den Schmerz des Klienten, des Menschen vor mir so, als sei es mein eigener Schmerz. Allerdings dauert dieser Prozess nur wenige Sekunden, höchstens zwei Minuten.
Dann weine ich den Schmerz stellvertretend heraus und die Energie hat meinen Körper verlassen.
Seit ein paar Monaten spüre ich den Schmerz auch weniger und neben dem Herauslassen der Energie, verfällt mein Körper auch in eine Art „Zittern“. Die Energie, die Gefühle und Schmerzen werden schneller über mein Sein transformiert. Diese Entwicklung konnten nur geschehen, da ich mein Urteil über die Empathie geändert habe.
Ich habe irgendwann einmal die Frage an meine Führung abgegeben, was genau geschieht, wenn ich diese Energien übernehme. Ich wusste es vorher eigentlich schon, wollte aber neutral die geistige Sicht verstehen. Und mir wurde gesagt, was ich mir dachte: Die meisten Probleme, Ängste, Krankheiten, auch Blockaden oder Verhaltensstörungen finden ihre Ursache in nicht verarbeiteten, erlösten und geheilten Gefühlen. Doch diese Gefühle können nicht einfach weggezaubert werden, sondern sie müssen beachtet, gesehen werden. Und das mache ich stellvertretend. Die Menschen sind danach von diesen emotionalen Schmerzen erlöst. Das klingt vielleicht nun alles etwas verrückt und keinesfalls schön. Doch glaube mir, für mich ist es ein Segen, ein großer Segen. Übrigens ist es wichtig zu verstehen, dass diese Übernahme nicht in meinem Alltag geschieht, sondern nur, wenn Menschen zu mir oder meinen Veranstaltungen kommen und ich mit diesen Menschen „arbeite“. Ansonsten wäre es natürlich kein Segen.
Sehr oft weine ich aus Dankbarkeit, dass ich mit dieser Fähigkeit des Fühlens helfen darf.
Ich würde nie wieder, nicht einmal eine Sekunde daran denken mich schützen zu müssen oder die Empathie zu verfluchen.
Das, was ich dir mit dieser Geschichte mitteilen möchte, ist, dass du nicht voreilig deine Sensibilität oder deine ausgeprägte Fähigkeit zu fühlen verurteilst. Ebenfalls hoffe ich, dass ich dir mit meiner Geschichte aufzeigen kann, dass die mediale Fähigkeit nicht als Fluch gesehen werden sollte. In den ersten Jahren fällt es uns vielleicht schwer, mit solcher Sensibilität umzugehen, doch nach ein wenig Zeit, ein wenig Übung, ein wenig Verständnis wird der Fluch wieder zu einem Segen. Für andere und somit für dich selbst.
Meine Ansichten teilen nicht immer viele Menschen, denn ich bin mir sicher, dass der höchste Dienst eines Menschen das Dienen ist. Damit meine ich nicht das Aufgeben seiner Selbst oder das Unterwerfen. Und natürlich ist für viele der Weg zu sich und zur Selbstliebe der „erste“ und weitaus wichtigere Schritt. Doch ich denke, dass das Naturell eines jeden Menschen das Dienen ist, dies ist in uns angelegt.
Meine Empathie ist ein Dienen für andere.
Durch diese Fähigkeit zu fühlen, habe ich gelernt auf Energiefelder zuzugreifen, Energien zu lesen. Durch diese Fähigkeit zu fühlen, habe ich einen Weg gefunden anderen zu helfen, wirklich und wahrhaftig zu helfen, in dem ich stellvertretend für sie die Emotionen fühle. Dies ist wahrlich ein großer Segen.
Der wichtigste Schritt für mich in Bezug auf meine Empathie war die Annahme.
Kein Erzengel, keine Lichtsäule und keine Kugel hat mir als Jugendlicher geholfen! Das war mir geholfen hat war die Annahme die wenige Jahre später erfolgte. (das heißt aber nicht, dass dir die geistigen Werkzeuge nicht helfen!)
Wenn du ein Empath bist und die Energien und Emotionen der anderen Menschen in dir verneinst, sie nicht haben willst , wenn du deniie Sensibilität als etwas schlechtes siehst , dann reagierst du auch entsprechend auf die Energien.
Der Titel dieses Artikels lautet „Empathie und Abgrenzung“ und genau dieses abgrenzen war mein Problem gewesen. Zu Beginn war diese Empathie ein Fluch für mich und ich machte nichts anderes als mich irgendwie zu schützen oder abzugrenzen. Natürlich empfand ich es als Fluch, denn die Übernahme der Energien, so wie ich es heute bei Klienten habe, geschah ständig und überall.
Doch als ich diesen Fluch fallen lassen konnte, als ich verstand, dass die Empathie ein Segen ist, brauchte ich keine Abgrenzung mehr.
Die Annahme hat alles gewandelt, wirklich alles gewandelt. Ich bin nach wie vor empathisch, natürlich. Und auch außerhalb meiner Begegnungen mit Klienten oder Teilnehmern, bei der die Empathie ganz automatisch erhöht wird, bin ich im Alltag empathisch.
Aber die Empathie im Alltag, die Empathie, die ich als jahrelang als Fluch betrachtete, die Empathie, die mich leiden ließ, existiert so gut, wie nicht mehr. Die Energien fließen nicht mehr in mich ein, ich gehe nicht mehr in Resonanz mit ihr. Ich sehe sie, ich spüre sie auch, aber es ist nicht mehr mein Schmerz, mein Leid, meine Energie. Diese Verwandlung konnte nur durch die Annahme geschehen.
Es gibt Fälle, in denen ich noch unbewusst empathisch „leidend“ reagiere, wie beim Beispiel mit meiner Schwester und dann doch mit den Energien in Resonanz gehe. Diese Fälle treten aber nur auf, wenn ich selbst etwas Unerlöstes in mir trage. Bei meiner Schwester ist dies der Fall, ich habe mir als Kind geschworen ihr immer zu helfen und sie zu schützen. Aber diese Fälle sind im Alltag selten geworden: sie geschehen vielleicht einmal im Jahr. Ansonsten kann ich einfach nur empathisch sein. Ich spüre viel, sehr viel, ich fühle sehr viel, dies hat sich nicht geändert. Doch nun bin ich ein stiller Beobachter, ein stiller Teilnehmer, der zwar fühlt, aber nicht mehr dadurch belastet wird.
Ich wünsche auch dir , dass du nie den Blick dafür vergisst, wie segensreich Empathie sein kann und darf, wenn man sie lässt und sie nicht gegen sie wehrt.
Ihr Georg Huber